Venustransit 2004 – Schlussbericht einer Erfolgsgeschichte
Zum ersten Mal seit 122 Jahren zog die Venus am 8. Juni 2004 vor der Sonnenscheibe durch. Diesem Ereignis wird eine ausserordentliche historische Bedeutung beigemessen, dienten doch die Venustransits im 18. und 19. Jahrhundert zur Bestimmung der Grösse des Sonnensystems. Der Astronomische Verein Antares stellte Sonnenteleskope für die Öffentlichkeit zur Verfügung, übertrug Live-Bilder übers Internet und wiederholte die historische Messung der Astronomischen Einheit.
Visuelle Beobachtung für die Öffentlichkeit
Der Tag hätte herrlicher nicht sein können: die ganze Schweiz wolkenlos und im Genuss von sommerlichen 25°C. Vielen latenten Interessenten gab dieses Wetterglück die entscheidende Kraft, um in der Sternwarte einen Blick auf Sonne und Venus zu wagen. Insgesamt verbrachten 50 Besucher und eine Primarschulklasse einen Teil des Morgens in der Sternwarte. Zur visuellen Beobachtung standen zwei Refraktoren mit Herschel-Prismen bereit, ein Sonnenfeldstecher und diverse Spezialsonnenbrillen. Verschiedene Amateurfotographen nutzten die vorbereiteten Instrumente um das einmalige Ereignis persönlich festzuhalten.
Live-Bilder im Internet
In Zusammenarbeit mit dem Gymnasium Friedberg in Gossau und der ETH Lausanne hat der AVA eine Live-Übertragung des Venustransits im Internet durchgeführt. Das Projekt war Teil von 50 Liveschaltungen, die von der Europäischen Südsternwarte (ESO) koordiniert wurden. Der weltweite Andrang beeindruckte: Von der Sternwarte Antares wurden insgesamt 240'000 Live-Bilder des Venustransits heruntergeladen! Dies entspricht einem Gesamtvolumen von 5 Gigabytes. Markant ist auch die Entwicklung der Zugriffe im Verlaufe des Tages (siehe Graphik). Die überwältigende Nachfrage nach Bildern vom Venustransit führte europaweit zu Überlastungen der Internetleitungen zu Servern von Astronomieseiten. Die Wartezeiten für ein Live-Bild von der Sternwarte Antares stiegen zeitweise auf über fünf Minuten.
Fotographische Beobachtung
Mit digitalen und analogen Kameras konnten an den verschiedenen Refraktoren einmalige Aufnahmen realisiert werden. Die folgende Liste stellt eine kleine Auswahl dar.
Animation aus 39 Bildern, 10-Min-Takt Webcam Philips ToUcam PRO II Danail Obreschkow |
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Trickbild aus 12 Aufnahmen, 30-Min-Takt Webcam Philips ToUcam PRO II Danail Obreschkow |
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Ganze Sonne mit Venus, 12h00 Nikon Coolpix 3100 Digitalkamera Kurt Frei |
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Ganze Sonne mit Venus, 12h50 Canon EOS300 Analogkamera, 1/750s Danail Obreschkow |
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Venus kurz vor dem 3. Kontakt, 12h20 Nikon Coolpix 3100 Digitalkarmea Kurt Frei |
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Leuchtende Venusatmosphäre, 13h07 Nikon Coolpix 3100 Digitalkamera Kurt Frei |
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Venus vor Sonne mit Granulation Video-CCD-Kamera STV Danail Obreschkow |
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Venus vor Sonne mit Granulation Video-CCD-Kamera STV Danail Obreschkow |
Historische Messung
Die Astronomen des 18. und 19. Jahrhundert konnten durch Messungen des zeitlichen Ablaufs eines Venustransits den Abstand zwischen Sonne und Erde berechnen. Diese als "Astronomische Einheit" bezeichnete Strecke dient als Basisgrösse für alle astronomischen Distanzmessungen. Obwohl die Astronomische Einheit heutzutage dank Radarvermessungen sehr genau bekannt ist, hat die Europäische Südsternwarte (ESO) ein Grossprojekt lanciert, um die historische Messung zu wiederholen. Mehr als 2100 Amateurastronomen und Vereine haben an diesem Projekt teilgenommen, darunter der Astronomische Verein Antares. Jeder Teilnehmer musste möglichst genau die Uhrzeiten der vier Berührungen zwischen Venus- und Sonnenrand bestimmen und diese simultan im Internet bekannt geben. Folgende Werte wurden in der Sternwarte Antares aufgrund von visuellen Beobachtungen notiert:
1. Kontakt: 07h 20m 18s (MESZ)
2. Kontakt: 07h 39m 37s (MESZ)
3. Kontakt: 13h 04m 09s (MESZ)
4. Kontakt: 13h 23m 27s (MESZ)
Daraus ergibt sich für die Astronomische Einheit ein Wert von 149'616'000 km, was lediglich 0.01% vom wahren Wert abweicht. Eine echte Messleistung! Unter allen Teilnehmern gehört der Astronomische Verein Antares zu den besten 5% (siehe Graphik).
Medienpräsenz
Die regionalen Medien berichteten ausführlich über die Leistungen des Astronomischen Vereins Antares. Vor Ort präsent waren Journalisten der Gossauer Zeitung (GOZ) und des St. Galler Tagblattes und eine Reporterin von Tele Ostschweiz.
Zeitungsbericht St. Galler Tagblatt
Das Astronomische Ereignis hatte es den Reporten spürbar angetan.
Für den Astronomischen Verein Antares,
Danail Obreschkow